Freiwurf Hamburg: Handball für Alle in Hamburg

Entstanden aus der losen Zusammenarbeit einiger Handballtrainer ist Freiwurf Hamburg heute eine vereinsübergreifende Initiative mit über 70 passionierten Handballern, die ein gemeinsames Ziel verfolgen:

Inklusion durch Handball für Alle in der Metropolregion Hamburg

Bild: Zielbild Freiwurf Hamburg
Zielbild Freiwurf Hamburg (zum Vergrößern anklicken)

Freiwurf Hamburg versteht sich dabei nicht als solitäre oder autarke Einrichtung, sondern ist zentraler Knotenpunkt für inklusiven Handball in der Hansestadt. Unter dem Dach von Freiwurf Hamburg haben bislang vier Hamburger Sportvereine inklusive Handballteams aufgebaut. In diesen Mannschaften, die in den Vereinen AMTV Hamburg, FC St. Pauli, SVE Hamburg und Elmshorner HT, natürlicher Bestandteil der Handballabteilung sind, bilden Menschen mit und oh-ne Behinderung gemeinsam ein Team. Sie trainieren gemeinsam, bestreiten gemeinsam Spiele, feiern gemeinsam ihre Siege und tragen gemeinsam ihre Niederlagen. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich nicht von anderen Handballmannschaften – und dennoch besteht da ein großer Unterschied: Sie gehen ein gesellschaftlich wichtiges Thema auf spielerische Weise an.

 

Bild: Freiwurf Hamburg Volksbank Arena Hamburg
Was sind wir? - EIN TEAM

Bei unseren Teams steht unser Name synonym für unsere Mission:

Im Handball gibt es einen Freiwurf nach einem Foulspiel - wenn ein Spieler in seiner Bewe-gungsfreiheit von einem Anderen auf dem Spielfeld behindert wurde. Der Freiwurf gibt dem Gefoulten die Chance, wieder ins Spiel zu kommen. Genau um diese Chance geht es bei Freiwurf Hamburg. Wir sind davon überzeugt: Inklusion bedeutet, allen Menschen unabhängig von ihrer körperlichen oder geistigen Voraussetzungen die Bewegungsfreiheit zu ermöglichen, die sie benötigen, um ins Spiel zu kommen – im Handball und in der Gesellschaft. Freiwurf Hamburg will genau diese Bewegungsfreiheit mit seinen Teams schaffen.

 

Aus diesem Grund verfolgt Freiwurf Hamburg das Ziel zwei Grundsätze miteinander zu verbinden:

1) Alle haben das gleiche Ziel:

Inklusion kann nur als gemeinschaftliches Ziel erreicht werden. Sie kann nicht von einzelnen Personen oder dem Teil einer Gemeinschaft erzwungen oder einseitig herbeigeführt werden. Aus diesem Grund ist uns wichtig, dass alle Beteiligten von Freiwurf Hamburg gemeinschaftlich das Ziel der Inklusion verfolgen und mehr noch: Jeder kann und jeder soll von Inklusion profitieren.

 

Dies gelingt, indem alle Teilnehmer, ob mit oder ohne körperlichen oder geistigem Handicap, nicht nur Spaß am gemeinsamen Sport haben, sondern sich gegenseitig bei der Entfaltung von Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit und sozialer Kompetenz unterstützen. Dafür Sorge zu tra-gen ist Ziel von Freiwurf Hamburg. Aus diesem Grund ist in den Spielen von Freiwurf Hamburg das Ergebnis zweitrangig: Gut gespielt, aber verloren gibt es nicht. Solange ein Spieler im Rah-men seines Potential das Beste geben durfte und konnte, ist er Gewinner und erhält die angemessene Anerkennung von Trainer und Teamkameraden.

 

Handball ist ein Spiel, bei dem zwei Mannschaften gegeneinander antreten. Entsprechend gibt es nach einer Partie zwangsläufig einen Gewinner und einen Verlierer – selbstverständlich treten unsere Spieler an, um ihr Spiel zu gewinnen. Doch bei Freiwurf Hamburg geht es um die Art und Weise, wie ein Spiel gewonnen wird und nicht um den Sieg um jeden Preis. Ein erfolgreiches Team muss nicht immer gewinnen, aber die Spieler müssen jederzeit aufeinander bauen können, sich gegenseitig respektieren und gegenseitig unterstützen. Keiner wird ausgeschlossen, jeder lernt von jedem und keiner steht über einem anderen. Wir sind davon überzeugt, wenn alle am Spiel Beteiligten an dieser Zielrichtung festhalten, ob auf dem Feld oder am Spielfeldrand, gewinnt der Handballsport einen neuen, einen inklusiven Charakter.

 

Mit unserem Anspruch möchten wir nicht als gesonderte integrative oder soziale Sportgruppe angesehen werden, sondern für unsere sportlichen und gemeinschaftlichen Leistungen als Handballer anerkannt und respektiert werden. 

Bild: Freiwurf Hamburg, O2 Arena Hamburg
Bei uns gelten für alle die gleichen Regeln

2) Für alle gelten die gleichen Regeln

Für uns bedeutet Inklusion, Unterschiede zwischen Menschen, vor allem hinsichtlich ihrer körperlichen oder geistigen Handicaps, nicht als Schwäche oder besonders beachtenswert, sondern als Chance und natürlichen Bestandteil einer vielfältigen Gesellschaft zu begreifen. Aus diesem Grund ist für uns wichtig, eine Differenzierung zwischen „behindert“ und „nicht-behindert“ weitestgehend aufzulösen; auf dem Spielfeld soll nicht das Handicap im Vordergrund stehen, es stehen sich dort sieben Spieler gegenüber, die alle als Handballer anerkannt und angesehen werden wollen. Entsprechend gelten bei Freiwurf Hamburg für alle die gleichen Regeln. Dies gilt sowohl für die Spielregeln auf dem Feld als auch für die Regeln in der Gemeinschaft.

 

Da sich Freiwurf Hamburg als Teil der Handballfamilie in Deutschland sieht, gelten für unsere Spiele, wie für alle Handballspiele in Deutschland, grundsätzlich das Regelwerk des Deutschen Handballbundes. Einige Fein-Justierungen, die hinsichtlich unserer inklusiven Zielstellung notwendig sind, werden durch im Spielbetrieb übliche Durchführungsbestimmungen vorgenommen. Während ein regelkonformes Spielen durch Schiedsrichter sichergestellt wird, kann für die Einhaltung des gemeinsamen Wertekanons, also den Spielregeln im Miteinander bei Freiwurf Hamburg, nur die Gemeinschaft selbst zuständig sein. Hier setzt Freiwurf Hamburg auf ein breit aufgestelltes Gremium, das Mission und Ziele von Freiwurf Hamburg entwickelt und vorgibt, die konkreten Verhaltensweisen, die sich daraus ergeben, vorlebt und deren Einhaltung bei allen Beteiligten aktiv einfordert. Das Gremium bildet dabei einen Schnitt durch die alle an Freiwurf Hamburg beteiligten Menschen.

Freiwurf Hamburg führt unterschiedliche Aktivitäten zur Erreichung der Ziele durch

Bild: Freiwurf Hamburg HSH Nordbank Run 2013
Beim HSH Nordbank Run 2013

Zentrales Instrument von Freiwurf Hamburg ist das wöchentliche Training in den Sportvereinen. Dort geht es nicht nur um die Weiterentwicklung und Förderung der handballerischen Fähigkeiten der Spieler, sondern vor allem darum, die Ziele von Freiwurf Hamburg durch entsprechende Übungen und Teambildende Maßnahmen zu vermitteln. Dies bildet den Kern der sich regelmäßig treffenden und immer stärker zusammenwachsenden Gemeinschaft. Unsere Trainer stehen dabei vor der Herausforderung eine sehr heterogene Trainingsgruppe zu fordern und zu fördern. Da sie eine Schlüsselposition bei der Erreichung der übergeordneten Ziele einnehmen, ist Freiwurf Hamburg enorm wichtig, die Kommunikation, den Erfahrungsaustausch und das gegensei-tige Lernen unter den Trainern der verschiedenen Teams aktiv zu unterstützen und zu fördern.

 

Ein weiteres wichtiges Element ist die Freiwurf Hamburg Liga, die erste offiziell anerkannte inklusive Handballliga in Deutschland. Seit der Saison 2013/2014 werden die Spiele der Freiwurf Hamburg Liga im Geltungsbereich des Hamburger Handball-Verbandes durchgeführt. Dabei geht es uns nicht vornehmlich darum, einen Hamburger Meister auszuspielen, sondern – so wie es alle Handballer kennen – Gelegenheit zu haben, das im Training erlernte auf dem Feld umzu-setzen. Wir sehen die Ligaspiele vor allem als elegante Art und Weise, die im selbstorganisierten Sport etablierten Strukturen zu nutzen, um unseren Sportlern regelmäßig ein gemeinsames Spielerlebnis zu ermöglichen und gleichzeitig Öffentlichkeit für unsere Ziele herzustellen.

 

Neben dem Training und den Ligaspielen organisiert Freiwurf Hamburg für die Teams der Vereine weitere gemeinsame Aktionen, z.B. gemeinsame Fahrten zu Turnieren oder Trainingslagern in anderen Städten. Darüber hinaus kooperieren wir bereits seit 2012 mit der Nachwuchsabteilung des HSV Handball. Durch zahlreiche gemeinsame Aktivitäten konnten sich die Handballer von Freiwurf Hamburg und der HSV Handball Jugend auf und neben dem Feld kennen lernen: Einmal im Jahr findet der HSV Handball Unified Cup statt, an dem neben Freiwurf Hamburg und dem HSV Handball weitere Jugendmannschaften aus Hamburg eingeladen werden und an einem Fun-Turnier einen schönen Handballtag miteinander verbringen. Zudem führen die Teams von Freiwurf Hamburg jede Saison im Vorfeld einer Bundesligapartie ein Demospiel vor großer Kulisse durch. Für unsere Sportler ist dies immer ein ganz besonderes Erlebnis!

 

Freiwurf Hamburg ist zudem bestrebt, den Sportlern in den Mannschaften regelmäßig neue Perspektiven aufzuzeigen und gleichzeitig die Gesellschaft mit dem Thema Inklusion positiv zu konfrontieren. So meisterte im Jahr 2012 einer unserer Handballer mit geistigem Handicap mit Hilfe unserer Trainer und unter Kooperation mit dem Hamburger Schiedsrichterverband die Prüfung zum Handballschiedsrichter. Seitdem ist er berechtigt, gemeinsam mit einem unserer Trainer, Jugendspiele im Regelspielbetrieb des Hamburger Handball-Verbandes zu pfeifen. Er ist damit der erste offizielle Handballschiedsrichter mit geistiger Behinderung in Deutschland.

Bild: Zielbild Freiwurf Hamburg AMTV
Immer Vorwärts!

Mit unserer Mission, unserer Ausrichtung und unseren Aktivitäten etablieren wir Inklusion im Handballsport. Damit gilt Freiwurf Hamburg inzwischen als Vorreiter in Deutschland. Dies zeigt auch die während der startsocial-Beratungsphase erfolgte Auszeichnung von Freiwurf Hamburg mit dem Werner-Otto-Preis im Behindertensport 2014, die durch die Alexander-Otto Sportstiftung verliehen wurde. In seiner Rede betonte der Laudator Michael Stich, dass der Ligabetrieb, der inklusive Ansatz, die Vereinszugehörigkeit der Sportler und die Vernetzung zwischen Vereinen und Verband Alleinstellungsmerkmale unseres Projektes sind: „Durch die vereinsübergreifende Arbeit ist das Handballprojekt gleich in mehreren Hamburger Stadtteilen präsent. Menschen mit und ohne Handicap sind Teamkameraden auf Augenhöhe. Bemerkenswert ist dabei, wie die Initiatoren durch zielgerichtete Ansprache anderer Vereine dafür sorgen, dass weitere inklusive Teams aufgebaut werden und Freiwurf Hamburg somit eine noch breitere Basis erhält.“

Mit unserer Mission, unserer Ausrichtung und unseren Aktivitäten etablieren wir Inklusion im Handballsport. Damit gilt Freiwurf Hamburg inzwischen als Vorreiter im Handballsport in Deutschland. Dies zeigt auch die während der startsocial-Beratungsphase erfolgte Auszeichnung von Freiwurf Hamburg mit dem Werner-Otto-Preis im Behindertensport 2014, die durch die Alexander-Otto Sportstiftung verliehen wurde. In seiner Rede betonte der Laudator Michael Stich, dass der Ligabetrieb, der inklusive Ansatz, die Vereinszugehörigkeit der Sportler und die Vernetzung zwischen Vereinen und Verband Alleinstellungsmerkmale unseres Projektes sind: „Durch die vereinsübergreifende Arbeit ist das Handballprojekt gleich in mehreren Hamburger Stadtteilen präsent. Menschen mit und ohne Handicap sind Teamkameraden auf Augenhöhe. Bemerkenswert ist dabei, wie die Initiatoren durch zielgerichtete Ansprache anderer Vereine dafür sorgen, dass weitere inklusive Teams aufgebaut werden und Freiwurf Hamburg somit eine noch breitere Basis erhält.“